Weltanschauung

Ideologie

Schopenhauer

Nietzsche

Hegel

Marx



IDEOLOGIE

"Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern, als ein Vorurteil" (Albert Einstein)


"Relativ am vorurteilsfreiesten ist derjenige, der zugibt, dass er Vorurteile hat, der sich bemüht, diese zu entdecken, der aber weiß, dass ihn das nie ganz gelingen kann." (Hans Lenk)

Ideologien sin unwissenschaftliche Systeme von Überzeugungen, die meist mit Herrschaftsansprüchen verbunden sind. Religionen müssen nicht von vornherein Ideologien sein, können aber zu solchen entarten. Zumeist werden Polarisierungen, Feindsterotype, Dogmen, Erkenntismonopole, Leerformeln und Immunisierungsstrategien verwendet, um Massen überzeugen zu können, bzw. gegen Kritik gewappnet zu sein.

Immunisierungsstrategien:


SCHOPENHAUER 1788 - 1860

Arthur Schopenhauer zählt man zu den Klassikern der Philosophie. Er ist ein Zeitgenosse der großen deutschen idealistischen Denker des 19. Jhds. (Schelling, Hegel) und wird vielfach als bedeutendster Schüler Kants bezeichnet! Trotzdem tritt man mit Schopenhauer in eine ganz eigene geistige Welt ein, welche der europäischen Geisteslage als fremd erscheint! Zum Verständnis tragen v.a. zwei Dinge bei:

LEBEN:
In Danzig geboren nach Hamburg übersiedelt; verbrachte 2 Jahre in Le Havre(Frkr.) – lernte dort perfekt Französisch und konnte auch später ausgedehnte Reisen mit seinen Eltern unternehmen. Als 16-jähriger begann er, dem Willen des Vaters entsprechend eine kaufmännische Lehre, obwohl er schon damals das wissenschaftliche Arbeiten bevorzugte. Nach dem Tod des Vaters zog seine Mutter nach Weimar (später berühmte Romanschriftstellerin) – ihr Haus wurde zu einem kulturellen Höhepunkt (Goethe, Wieland, Schlegel etc gehörten zu ihren Gästen).
Arthur gab den kaufmännischen Beruf auf, bereitete sich durch Privatunterricht in Gotha und Weimar auf die Universität vor und studierte schließlich 2 Jahre in Göttingen und Berlin (neben Philosophie und Philologie auch Chemie, Physik, Botanik Anatomie etc.) Er promovierte 1813 mit seiner Arbeit "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde". Wieder in Weimar nahm sich Goethe Schopenhauers an und führte ihn in seine Farbenlehre ein. Durch einen Orientalisten wurde er mit dem indischen Altertum vertraut gemacht. Nach dem Zerwürfnis mit seiner Mutter verließ er Weimar und schrieb 1819 sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung".
Schopenhauer war nicht gezwungen für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, das väterliche Vermögen setzte er zeitlebens sparsam ein und konnte es sogar vermehren. Als beamteter Lehrer musste er auch auf keinerlei Staatsräson Rücksicht nehmen und konnte seine Meinungen daher immer frei äußern.
Sein Charakter spiegelt sich in seiner Philosophie wider: So wie einerseits Triebe und leidenschaftlicher Wille mit seinem Sinn für Schönheit und Natur und Mitleid für andere Menschen im ständigen Widerstreit lagen, so ist auch sein Werk durch diesen Widerstreit geprägt – einerseits Wille – blinder Trieb und andererseits Vorstellung – Anschauung und Erkenntnis. Sein eigenes Leiden im ständigen Kampf gegen Trieb und Wille lässt ihn schließlich in seiner Lehre den Willen verneinen und irdische Güter und Genüsse ablehnen. Sein "Genie" verheimlichte er nicht – er zeigte keinerlei Bescheidenheit. "... was ist denn Bescheidenheit anderes als geheuchelte Demut".
Der Ruhm ließ Jahrzehnte auf sich warten, erst durch die Enttäuschung über die missglückte Revolution 1848 ließ das Interesse an seiner pessimistischen Philosophie wachsen. (damit war auch die Herrschaft der Hegelschen Schule zu Ende, mit welcher Schopenhauer ständig konkurriert hatte). Schopenhauers Gedanken hatte Einfluss auf Kunst und Künstler wie z.B. Richard Wagner, der in seiner ersten Schaffensperiode ganz von diesem Pessimismus erfüllt war – Ring der Nibelungen. 1860 starb er 72jährig an einem Herzinfarkt.

Schopenhauerlinks

LEBEN IST LEIDEN

?Was aber das Leben des einzelnen betrifft, so ist jede Lebensgeschichte eine Leidensgeschichte; denn jeder Lebenslauf ist in der Regel eine fortgesetzte Reihe großer und kleiner Unfälle, die zwar jeder möglichst verbirgt, weil er weiß, daß andere selten Teilnahme oder Mitleid, fast immer aber Befriedigung durch die Vorstellung der Plagen, von denen sie gerade jetzt verschont sind, dabei empfinden müssen - aber vielleicht wird nie ein Mensch am Ende seines Lebens, wenn er besonnen und zugleich aufrichtig ist, wünschen, es nochmals durchzumachen, sondern eher als das, viel lieber gänzliches Nichtsein erwählen.
Der wesentliche Inhalt des weltberühmten Monologs im ?Hamlet? ist, wenn zusammengefaßt, dieser:
Unser Zustand ist ein so elender, daß gänzliches Nichtsein ihm entschieden vorzuziehen wäre. Wenn nun der Selbstmord uns dieses wirklich darböte, so daß die Alternative ?SEIN ODER NICHTSEIN? im vollen Sinn des Wortes vorläge; dann wäre er unbedingt zu erwählen als eine höchst wünschenswerte Vollendung!
Allein in uns ist etwas, das uns sagt, dem sei nicht so; es sei damit nicht aus, der Tod ist keine absolute Vernichtung. Imgleichen ist, was schon der Vater der Geschichte (Herodot -Geschichtsschreiber im 5.Jh.v.Chr.) anführt, auch wohl seitdem nicht widerlegt worden, daß nämlich kein Mensch existiert hat, der nicht mehr als einmal gewünscht hätte, den folgenden Tag nicht zu erleben. Danach möchte die so oft beklagte Kürze des Lebens vielleicht gerade das Beste daran sein.
Wenn man nun endlich noch jedem die entsetzlichen Schmerzen und Qualen denen seine Leben beständig offensteht, vor die Augen bringen wollte; so würde ihn Grausen ergreifen; und wenn man den verstocktesten Optimisten durch die Krankenhospitäler, Lazarette und chirurgischen Marterkammern, durch die Gefängnisse, Folterkammern und Sklavenställe, über Schlachtfelder und Gerichtsstätten führen, dann alle die finsteren Behausungen des Elends, wo es sich vor den Blicken kalter Neugier verkriecht, ihm öffnen und zum Schluß ihn in den Hungerturm des Ugolino( wollte in Pisa eine Volksherrschaft errichten, wurde 1288 gestürzt und mußte in einem Turm verhungern) blicken lassen wollte; so würde sicherlich auch er zuletzt einsehen, welcher Art diese ?beste aller möglichen Welten? ist!

Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, 1819


FRIEDRICH NIETZSCHE 1844 - 1900

1844 in Röcken bei Lützen geboren. Er war der Sohn eines protestantischen Pfarrers. Dieser starb früh und Nietzsche wuchs in einer von Frauen dominierten Umgebung (Großmutter, Tanten, Mutter und Schwester) auf.
Schon bald entwickelte er eine große Liebe zum griechischen Altertum und widmete sich nach Ab-schluss des Gymnasiums dem klassischen Philologie-Studium. Neben seinen Fachstudien beschäftigt er sich ausgiebig mit Schopenhauer, dessen "Pessimismus" ihn anzieht. Mit 25 Jahren wird Nietzsche als Professor nach Basel berufen. Seine Werke werden vehement kritisiert und abgelehnt – er gerät immer mehr in Einsamkeit und Depression, bis er völlig zusammenbricht. Er leidet an einer Paralyse, die sich Nietzsche durch eine in früheren Jahren erworbene Syphilis zugezogen hat. Jahrelang lebte er dann im Hause seiner Mutter und wurde von dieser und seiner Schwester gepflegt!
Nietzsches Leben war ein unruhevoller Gang, ein Weg zwischen extremen Stimmungen, ein Hin- und Hergerissensein zwischen zwei Polen, zwischen einer Haltung voll rauschhafter Beglückung und einer solchen, deren Merkmale skeptische, rationale Distanz sowie kritische Ironie gegen Menschen und Dinge waren.
  1. Periode:
    Schopenhauer beeinflußte stark seinen philosophischen Werdegang.
    Freundschaft zu Wagner
  2. Periode:
    Bruch mit Wagner in Bayreuth
  3. Periode:
    Entwicklung eigener Werke ("Also sprach Zarathustra")

Diese drei Perioden symbolisieren sein Leben. Anhand von Zarathustra werden sie erklärend ausge-führt:

Der entwickelnde Mensch durchgeht:
1. Abhängigkeit von Autoritäten und Meistern
2. Loslösen von denen - Erkämpfen der Freiheit
3. Hinwendung zu den eigenen Werten und endgültigen Zielen

Seine Philosophie:
Philosophie des WILLENS

weiter Werke

"Menschliches Allzumenschliches"

"Also sprach Zarathustra"

"Die fröhliche Wissenschaft"

"Ecce homo"

NietzscheLink



GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL 1779 - 1831

Hegel ist ein Hauptvertreter der Philosophie des deutschen Idealismus.

"Das Geistige allein ist das Wirkliche" ist ein zentraler Satz in Hegels Denken, der diese idealistische Position auf den Begriff bringt. Die gesamte Wirklichkeit, alles das was wir sehen, die Menschen, die Tiere, die Natur, die Welt sind letztlich geistigen Charakters. Der Logos ist vor allem, ist in allem. In dieser Gemeinsamkeit liegt auch die Einheit alles Getrennten, aller Dinge in der Welt. Dieses Alleben des Geistes wird von Hegel als Gottheit bezeichnet und führt ihn zur philosophischen Theologie. "Gott ist der absolute Geist", hören wir ihn sagen, jedoch nicht im Sinne eines transzendenten Schöpfergottes, sondern als "Gott der Welt".

Dieses geistige Prinzip, der Weltgeist liegt auch der historischen Entwicklung zugrunde, denn die historische Entwicklung ist nicht zufällig, sondern ist Manifestation des objektiven Geistes. Der einzelne handelt nicht wie bei Kant als sittliche Einzelpersönlichkeit, sondern der Weltgeist handelt durch den einzelnen als sein Werkzeug. Die handelnde Persönlichkeit – z. B. der Heerführer oder Fürst – mag glauben, er fördere durch seine Handlung nur rein persönliche Zwecke – wie die Machterweiterung -, aber dies ist nur eine "List der Vernunft", die über diese vorgestellten Zwecke hinweg durch den Handelnden das historisch Notwendige bewirkt. Auch eine moralische Beurteilung der Handlungen wird durch diese Betrachtungsweise uneindeutiger, denn Kriege und Greueltaten können auch im Einzelfall als vom Individuum unabhängige Objektivierungen des Weltgeistes interpretiert werden. Individuen, Völker, Epochen sind für Hegel nur notwendige Durchgangsstadien für den großen weltgeschichtlichen Prozeß.

Diese Auffassung der Geschichte führte Hegel zu einer sehr positiven Bewertung des preußischen Staates, in dessen rationaler Verwaltung er ein hochentwickeltes geistiges Prinzip am Werke sah. Als Philosophieprofessor in Berlin verlieh er dem Staat, dem er diente, damit höhere geistige Weihen. Ganz anders waren die politischen Schlüsse, die ein berühmter Hegel-Schüler, nämlich Karl Marx, aus der Lehre des Meisters zog: bei Marx wird der Idealismus zum Materialismus gewendet, und aus den dialektischen Bewegungsgesetzen der Geschichte wird eine Abfolge von Klassenkämpfen, an deren Ende nicht der zu sich selbst gekommene Geist, sondern die befreite sozialistische Gesellschaft steht.

Der dreistufige Aufbau der Philosophie
Der gesamte Weltprozeß ist nach Hegel die Selbstentfaltung des Weltgeistes. Hegels Idealismus ist eine Philosophie des Werdens. Das Absolute ist Resultat von Entwicklung. Es ist erst am Ende das, was es in Wahrheit ist.
Aufgabe der Philosophie ist es, die Selbstentfaltung des Geistes denkend zu betrachten. Dabei erkennt aber nicht nur der Philosoph den Weltgeist in seiner Entwicklung, der Weltgeist selbst ist es, der im Philosophen denkt.
Dieser Entwicklungs- und Erkenntnisprozeß geht in drei Entwicklungsstufen vor sich, denen drei philosophische Disziplinen entsprechen:

  1. An-sich-sein - Philosophie der Logik
  2. Anders-sein - Philosophie der Natur
  3. An-und-für-sich-sein - Philosophie des Geistes

Werke:

Phänomenologie des Geistes (Hauptwerk)

Vorlesungen über die Ästhetik

Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte


KARL MARX 1818 - 1883

Leben

Historischer Materialismus

Dialektischer Materialismus

Werle

Grundzüge seiner Philosophie:

"Die konkrete Wirklichkeit ist die Wirklichkeit der Menschen". Marx´ Philosophie ist eine Philosophie der menschlichen Existenz. Die Wurzel für den Menschen ist der Mensch selber. Marx nennt seine Philosophie deshalb "realen Humanismus".

Aus dem realen Humanismus ergeben sich zwei fundamentale Fragen:

  • Was ist der Mensch?
  • Wodurch bildet sich die menschliche Gesellschaft?

Marx betrachtet den Menschen nicht von seiner Fähigkeit der Erkennens her, ihm geht es vielmehr um die konkrete Praxis, um das konkrete Handeln. Zur Praxis des menschlichen Handelns gehört, daß der Mensch in einer Gesellschaft lebt, die in trägt. ("Das Individuum ist das gesellschaftliche Wesen"). Erst das gesellschaftliche Leben bestimmt das Bewußtsein des Menschen.
Marx ist der Meinung, die menschliche Gesellschaft bildet sich durch die gemeinsame Arbeit. Ökonomische Verhältnisse und Produktivität sind die Grundlagen des menschlichen Daseins. So wie sich ökonomische Verhältnisse wandeln, so entwickelt sich auch das Bewußtsein und damit auch Staat, Gesetz, Religion, etc. Die ökonomischen Verhältnisse entwickeln sich dialektisch, im Widerstreit der Klassen. Die Geschichte ist daher vornehmlich die Geschichte von Klassenkämpfen